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Du hast dich mit der Falschen angelegt!

Aktualisiert: 9. Mai 2024



Soll ich, soll ich nicht? Gehört das wirklich hier hin?

Ja! Weil ich hoffe, anderen damit Mut machen zu können, weil ich hoffe, dass ich Menschen bewegen kann, zur Vorsorge zu gehen, … und weil es nun mal so ist … Denn ich habe Krebs!


Ich habe es lange vor mir hergeschoben, ich fühlte mich doch gut. Es war tatsächlich ein Wink des Himmels, dass ich, früher als geplant, zur Vorsorge gegangen bin. Ein paar Wochen weiter und das wäre es vermutlich gewesen, so aggressiv ist der Krebs.


Als die Ärztin mir vorsichtig die Diagnose mitteilte, fühlte es sich wie ein Schlag in die Magengrube an und mein Kopf war auf einmal komplett leer. Es war ganz still ... Ich sah das mitleidige Gesicht meines Gegenübers, sah im Augenwinkel das triste Februarwetter, roch Desinfektionsmittel, spürte, wie mein Herz wie wild klopfte und war doch unfähig etwas zu sagen oder mich zu bewegen.


An die Rückfahrt kann ich mich nur noch dumpf erinnern. Ich glaube, ich habe ununterbrochen geheult. Ich weiß nur noch, dass ich irgendwann einen langsamen Autofahrer mit den Worten anschrie: „Fahr schneller, ich hab‘ doch keine Zeit mehr!“

Ich habe tage- und nächtelang geheult - alleine, mit meinen Kindern im Arm, mit Freunden … Bis es mir auf einmal durch den Kopf schoss: „Krebs, du hast dich mit der Falschen angelegt! Hier wird niemand sterben! Ab jetzt wird gekämpft!“


Dann fing die Chemo an … Einmal Hölle und zurück - das volle Programm! Wie oft dachte ich, wenn ich nicht am Krebs sterbe, dann an der Chemo. Fünf Monate lang, aber immer den Kopf hochgehalten und mit allen Kräften gekämpft, bis an die absolute Grenze.


Ich sehe jetzt anders aus - noch! Vielleicht das härteste Päckchen für mich. Dennoch … Ich bin so dankbar, dass ich Menschen an meiner Seite habe, die für mich da sind, die sich mein Jammern auch wiederholt geduldig anhören. Menschen, für die ich leben will, die mich durch diese Zeit tragen, wie ein Auffangnetz!


Und ich bin dankbar für die Musik. An Tagen, wo schon liegen und atmen schwerfielen, hat meine Lieblings-Playlist so manch trüben Gedanken vertrieben. Ich habe mich gefreut, dass ich auch vom Bett aus schreiben konnte. Ich habe schon lange vorher Texte verfasst - aber die positivsten davon sind mir in dieser Zeit eingefallen - Texte, die das Leben und die Liebe feiern.


Die Diagnose hat mein Leben verändert - zum Guten! Ich habe den Frühling mit seinen Farben und Düften noch nie so gesehen und genossen wie in diesem Jahr, als noch nicht klar war, ob es der letzte sein würde. Wie viel schöner sind auf einmal Sonnenuntergänge! Wie herrlich klingt das unbeschwerte Lachen von Kindern! Wie wertvoll werden auf einmal Treffen mit Freunden! Wie gut tut ein Sonnenstrahl auf der Haut und wie toll hört sich das Rauschen von Blättern im Wind an! Und wie unwichtig werden plötzlich andere Themen!


In wenigen Tagen werde ich sagen können, dass ich hoffentlich krebsfrei bin und ich bete inständig, dass ich das auch bleibe. Ich will und werde leben! Daher meine Botschaft an euch:


1. Geht zur Vorsorge! Ein Tumor tut anfangs nicht weh - wartet nicht auf ein Zwicken. Frühzeitig erkannt bleibt euch vieles erspart!

2. Lebt und liebt! Wir haben nur dieses eine Leben! Hört auf, solche Weisheiten mit schönen Bildern auf Facebook zu posten, wenn ihr es nicht auch selber lebt.

Lebt und liebt! Schiebt nichts auf, was euch wirklich wichtig ist. Trefft wichtige Entscheidungen jetzt! Lasst nicht zu, dass ihr sagen müsst: „Ach, hätte ich das doch nur früher gemacht! Vielleicht hätte ich dann mehr Zeit gehabt, um …“


Feiert das Leben!


Lebt und liebt!


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